Ich kann es kaum glauben. Seit bald 30 Jahren gibts die Firma n.b.s und es macht Spaß wie eh und je daran zu arbeiten, zu feilen, neue Ideen zu entwickeln und zu versuchen Marketing immer wieder neu zu erfinden. Während dieser Zeit haben viele junge Menschen bei uns in ihr Berufsleben gestartet und wir haben mit vielen Startups zusammengearbeitet. Eben haben wir uns wieder auf die Suche nach neuen Teammitgliedern gemacht, denn die Transformation unserer n.b.s ist gelungen, wir haben uns nach Corona neu erfunden und sind wieder bereit zu wachsen...hier gibts nähere Infos dazu. Aber nun zum eigentlichen Thema:
Es ist die Zeit der jungen Talente und der Startups - aber ist der Hype nicht ein wenig übertrieben?
Früher haben wir zu den jungen Talenten Berufseinsteiger und zu den Startups Jungunternehmer gesagt und das war nicht immer eine Auszeichnung. Der erste Job war nicht einfach, man musste zeigen, dass man etwas leisten möchte. Die Konkurrenz war groß, man musste sich in der neuen Welt zurechtfinden und vor den älteren Kollegen erst mal beweisen.
Bei der Selbstständigkeit war es nicht viel anders. Man war recht lange Jungunternehmer. Es war die Zeit des Lernens, man bekam immer gute Chancen, aber man musste schon zeigen, dass man bereit ist, alles zu geben und dann noch ein bisschen mehr. Es war auch recht cool ein Jungunternehmer zu sein, aber diesen absoluten "Supercoolfaktor", den hatte der Jungunternehmer definitiv nicht, wie heute das Startup Unternehmen.
Es gehört nun zum guten Ton, wenn man sagt: "Wir suchen junge Talente oder wir arbeiten mit Startups zusammen". Wer mit jungen Menschen arbeitet, hat nicht nur diesen jungen trendigen Touch, sondern auch den innovativen, den offen-toleranten und den sozialen. Der junge "Startupler" weiß genau, wie er sich zu zeigen hat: Kapuzensweater, Tätowierungen, Bart (wenn er männlich ist) oder schräge Kombis von den Schuhen bis zur Frisur, die anders sind und oft gar nicht gut zusammen passen und natürlich sozial und weltoffen.
Ob Mann, Frau oder divers, die Jungen zeichnen sich auf jeden Fall durch ein unglaublich ausgeprägtes Selbstbewusstsein aus, welches das meiner Generation überragt.
Die Generation Y&Z ist großartig, liebenswert, intelligent, meist top gebildet und tolerant, aber sie hat oft noch kein Monat Arbeitserfahrung. Zu Beginn faszinieren sie mich immer…und, ich komme aus einer Generation, die nie gelernt hat, wirklich stolz hinaus zu brüllen, was sie bis jetzt alles geschafft hat, zumindest wenn man eine Frau ist,….dann merke ich aber, dass sie in Wahrheit nicht fähiger sind, als ich es in jungen Jahren war. Und…..DAS IST AUCH VÖLLIG IN ORDNUNG SO!!!
Wie sollen die jungen Talente die Unmöglichkeit überhaupt schaffen, ihre nach Erfolg und Anerkennung lechzende Jugend kombiniert mit langjähriger Erfahrung anbieten zu können. Das wollten auch viele, als wir jung waren, ging auch damals nicht. Es macht lediglich einen unglaublichen Erwartungsdruck auf die Jugend, mehr nicht wirklich.
Immer etwas Neues
Es ist genau meine Generation, ich auch, die Schuld an dieser Entwicklung ist. WIR stehen nämlich gerade ein bisschen an, wir "Erfahrenen", wir Chefs. Wir, die wir 20 oder gar 30 Jahre nach einem überschaubaren und für uns verständlichen Konzept arbeiten konnten, wir erkennen die Ordnung, wie wir sie kannten, nicht mehr. Wir sind manchmal verwirrt, manchmal ob der Geschwindigkeit der Entwicklung überfordert. Wir laufen den neuen Entwicklungen nach, glauben, nur interessant bleiben zu können, wenn wir uns so schnell wie die Zeit verändern und alles aufsaugen, was es Neues gibt.
Und davon gibt es ja wirklich täglich, ja fast stündlich, genügend ! Und genau da kommt nun die neue Generation ins Spiel. Der wollen wir nämlich insgeheim genau diese Problematik umhängen...und damit nicht genug: die Klimakrise geben wir auch gleich bereitwillig in die Hände der jungen Talente und putzen uns viel zu oft ab und sagen, dass wir dafür schon zu alt sind...wie gemein ist das denn! Wir sind nicht zu alt dafür, wir dürfen das nicht nur den Jungen überlassen.
Wir heben sie auf einen imaginären Thron, ob sie ihn wollen oder nicht, ob sie ihn verdienen oder nicht und nennen sie die jungen Talente. In Wahrheit sind das diejenigen, die einfach besser als der Durchschnitt sind, d.h. genau dieselben, die wir auch waren, als wir uns vor vielen Jahren selbstständig gemacht oder in einer Firma eine gute Karriere gestartet haben. Aber die jungen Talente scheinen in manchen Bereichen unsere einzige Hoffnung zu sein. Wir hoffen, dass sie unsere Probleme rasch lösen, unsere Arbeit für uns machen, indem sie die Herausforderungen anders und schneller angehen und ihre Sache besser als wir machen und…uns die Taschen füllen.
Ich glaube, das wird nicht so leicht funktionieren und wir müssen sehr gut Acht darauf geben, dass wir genau diese jungen Menschen, die wahrscheinlich die verwöhnteste Generation seit Menschengedenken ist, mit genau diesen großen Hoffnungen nicht zu schnell ausbrennen. Denn die Generation, deren Fan ich definitiv bin, ist lange nicht so robust, wie wir waren. Sie ist zwar gewöhnt, dass man aus Fehlern lernt, aber dafür keine großen Konsequenzen zu spüren hat. Sie ist gewohnt, dass man ihre Leistungen lobt und nur selten kritisiert, hier spreche ich natürlich von negativer Kritik. Sie ist gewohnt, dass man ihnen Probleme aus dem Weg räumt. Und sie sind natürlich gewohnt, dass man sie immer freundlich und höflich behandelt.
Es ist für mich selbstverständlich immer höflich und freundlich zu sein, mir ist Respekt sehr sehr wichtig, aber ich kann diese ewige "Kuschlerei" oft nicht mehr aushalten. Hier wird Respekt mit Angst vor einer gesunden Konfrontation verwechselt. Hier wird Respekt mit notwendiger Weiterentwicklung verwechselt. Wir versuchen sie mit allen Mitteln bei guter Laune zu halten, weil sie unsere Hoffnung sind, die uns vielleicht den Weg durch das neue Labyrinth zeigt, das wir uns selbst gebaut haben. Aber warum sollen uns unsere Kinder durch das von uns geschaffenen Chaos manövrieren. Es ist unser Job, Ihnen eine ordentliche Welt zu übergeben und nicht deren Job, uns den Weg zu einem gemütlichen Lebensabend zu ebnen. Wir sind offensichtlich eine "hinter mir die Sintflut" Generation und das ist nicht gut.
Für mich habe ich mit dem Schreiben dieses Blogeintrages beschlossen, die junge Generation noch mehr als bisher mit meinem ganzen Wissen und meiner Erfahrung tatkräftig zu unterstützen, sie nicht zu überfordern aber laufend zu fordern, von ihr nicht zu viel aber das Bestmögliche täglich zu erwarten. Denn unsere Jungen werden in unserem Alter viel zu tun haben und darauf sollten sie optimal vorbereitet sein.